Durch die "Rettungsgasse" schneller zum Einsatzort
13.2.09: KURIER – Rettungsgasse: Neuer Vorstoß im ParlamentDie Rettungsgasse in Wikipedia
Die Rettungsgasse
von Bruno Hersche, Dipl. Bau-Ing. ETH SIA
So wird die Rettungsgasse gebildet
Die Österreichische Gesellschaft für Notfall- und Katastrophenmedizin (ÖNK) hat nun (Mitte November 2007) zusammen mit dem Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverband einen Vorstoss beim Bundesministerium für Verkehrs, Innovation und Technik zur Einführung der Rettungsgasse in Österreich mit Verankerung in der Strassenverkehrsordnung unternommen.
Am 20. Dezember 2007 hat nun der österreichische KURIER einen fast ganzseitigen Beitrag zur Forderung der Rettungsgasse publiziert und am 22. Dez. 2007 der österreichische Verkehrswarnfunk im Hinweis auf eine Massenkarambolage auf der Autobahn A2 schon zum ersten Mal die Autofahrer aufgefordert "in der Mitte der Fahrbahn eine Rettungsgasse für die Einsatzfahrzeuge zu bilden"!. Unsere Vorstösse bewirken offenbar etwas.
Problemstellung
In Österreich gilt die offenbar nirgendwo festgeschriebene Regel, dass Einsatzfahrzeuge bei Stau auf Autobahnen auf dem Pannenstreifen fahren.
Die Einsatzorganisationen klagen immer wieder darüber, dass Fahrzeuglenker, die verbotenerweise den Pannenstreifen benutzen, ihr Vorankommen behindern. Es wurden von der Strafbehörden für solche Fälle auch schon drastischere Strafen angedroht.
Das Problem wird jedoch nie gelöst werden können, weil neben den erwähnten Fahrzeuglenkern zahlreiche andere Gründe eine ungehinderte Fahrt auf dem Pannenstreifen verunmöglichen: Baustellen, abgestellte Erhaltungsfahrzeuge, Pannenfahrzeuge. Immer häufiger wird der Pannenstreifen bei Brücken im Zuge des Ausbaues auf drei Fahrstreifen unterbrochen (siehe Bild).
In Deutschland, in der Schweiz und in Tschechien wird in der sogenannten «Gasse» gefahren. In einem Land mit hohem Touristenanteil, wie es Österreich darstellt, führt dieser Umstand zu zusätzlicher Verwirrung, weil Deutsche, Schweizer, Tschechen und Österreicher in der gleichen Situation unterschiedlich reagieren.
Lösungsvorschlag
Übernahme des in Deutschland und in der Schweiz erfolgreich praktizierten Fahrens der Einsatzfahrzeuge in der «Rettungsgasse» und verankern dieses Verfahrens als Vorschrift in der StVO, weil eine freiwillige Wahl, wie nach Gesetz für Einsatzfahrzeuge Platz zu schaffen ist, wird nie funktionieren und führt gar zum blockierenden Durcheinander:
«Bei Stau ist für Einsatz-, Sicherungs- und Bergefahrzeuge, die mit eingeschalteten blauen oder gelben Dreh- bzw. Warnleuchten gekennzeichnet sind, zwischen den Kolonnen eine Fahrgasse zu bilden und zwar auf zweistreifigen Fahrbahnen zwischen den beiden Kolonnen, bei mehrstreifigen Fahrbahnen zwischen dem äussersten linken und den übrigen Fahrstreifen. Diese Fahrgasse darf nur von den vorgenannten Fahrzeugen befahren werden.»
Plakat der Kantonspolizei Zürich | Plakat der Kantonspolizei Zürich |
Gasse auf der A1 bei Lenzburg (CH) | Österreichischer Rettungswagen in der Gasse auf der A8, Bad Reichenhall - Rosenheim |
Beurteilung
Diese Verhaltensweise kennt man in Deutschland (Strassenverkehrsordnung § 11 Abs. 2) und der Schweiz seit mehreren Jahrzehnten. In diesen Ländern funktioniert das Verfahren entgegen einzelner Kommentare zur österreichischen StVO sehr gut. Der Verfasser dieses Beitrages ist als Polizeioffizier während 16 Jahren zu Autobahnunfällen gefahren und kein einziges Mal in der "Gasse" stecken geblieben. Bei richtigem Verhalten des Lenkers des Einsatzfahrzeuges öffnet sich diese in aller Regel wie ein Reissverschluss und lässt problemlos Platz für Lkw (Abschleppfahrzeuge usw.). In Deutschland kann man sogar beobachten, wie die Gasse schon beim Entstehen eines Staus und nicht erst beim Ertönen der Sondersignale gebildet wird.
Noch sperrt sich unverständlicherweise das zuständige österreichische Bundesministerium entgegen der Empfehlung der Fachleute aus allen Bundesländern und der Einsatztorganisationen gegen die Übernahme dieser bewährten Regel.
Zwar gibt es weiterhin Länder, die die Gasse nicht kennen. Wenn es aber zwei unterschiedliche Systeme gibt, dann wird sinnvollerweise jenes gewählt, das funktioniert und sich bewährt hat.
Siehe auch
– Medienmitteilung der Österreichischen Gesellschaft für Notfall- und Katastrophenmedizin (ÖNK) vom 22.3.07
– Beitrag in der Tiroler Tageszeitung vom 26.8.04 (pdf-Datei 512 KB)
So wird die Rettungsgasse gebildet
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