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Geisterfahrer vermeidbar? – nie zu 100%, eine Reduktion ist möglich

TeaserbildAm 10.10.05 erneut drei Tote auf der A2 (NÖ)

1. Halbj. 2005 wieder neuer Geisterfahrerrekord

Geisterfahrten sind sorgfältig zu registrieren und zu analysieren. Damit lassen sich Schwachstellen aufdecken, Gegenmassnahmen setzen und das Geisterfahrerrisiko reduzieren.
Quelle und Bild: ORF-Online vom 10.10.05: Drei Tote nach Geisterfahrer-Unfall

Kurz nach Mitternacht ist es Montag auf der Südautobahn (A2) zwischen Wöllersdorf und Leobersdorf in Fahrtrichtung Graz zu einem Geisterfahrer-Unfall gekommen. Durch die Wucht des Zusammenstosses sind die Pkw fast 100 Meter auseinander geschleudert worden. An den beiden Autos wurden die Frontpartien zur Gänze weggerissen. Die Polizei vermutet, dass ein Mann aus dem Bezirk Wr. Neustadt vermutlich in Bad Fischau bei einer Raststation falsch auf die Autobahn aufgefahren ist. In der Folge ist er dann mehr als zehn Kilometer als Geisterfahrer auf der A 2 unterwegs gewesen, bis ihm ein Auto mit zwei ukrainischen Staatsbürgern entgegengekommen ist. Die Fahrzeuge sind frontal zusammengeprallt. Die Insassen beider Fahrzeuge hatten keine Chance - sie waren auf der Stelle tot.

30.7.05, ORF OÖ online: 76-Jährige als Geisterfahrerin unterwegs

BLICK-Online (CH) vom 9.7.05: A1 (CH): Drei Verletzte nach Geisterfahrer-Unfall

BERN – Bei einem Unfall mit einem Geisterfahrer sind heute Morgen auf der Autobahn A1 drei Personen teilweise schwer verletzt worden. Wie die Berner Kantonspolizei mitteilte, fuhren ein Mann und eine Frau um 06.00 Uhr morgens von Bern in Richtung Seeland. Zwischen den Autobahnanschlüssen Bern-Neufeld und Bern-Bethlehem kam ihnen auf dem Überholstreifen plötzlich ein Geisterfahrer entgegen. Die beiden Autos kollidierten darauf frontal, die total drei Insassen wurden dabei teilweise schwer verletzt.

ORF-Meldung vom 5. Juli 2005: A10 (A): Drei Tote bei Geisterfahrer-Unfall auf Tauernautobahn

Drei Menschen kamen auf der Tauernautobahn (A10) bei Flachau-Winkel in Salzburg bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Zwei Personen erlitten leichte Verletzungen, sie wurden in das Krankenhaus Schwarzach eingeliefert. Gegen 21.45 Uhr krachte ein Lkw, dessen Lenker als Geisterfahrer unterwegs war, in ein voll besetztes Auto mit deutschem Kennzeichen, das in Richtung Süden unterwegs gewesen war. Die Autobahn musste während der Bergungsarbeiten längere Zeit gesperrt werden. Der LKW soll so gefahren sein, wie das Bild zeigt!


von Bruno Hersche, Dipl. Bau-Ing. ETH SIA


Der KURIER-Online schrieb am 18. Juli 2005 ...:

Die meisten Geisterfahrer in NÖ unterwegs
Die jüngste ORF-Geisterfahrerstatistik belegt: die Zahl der Geisterfahrer ist im ersten Halbjahr 2005 gestiegen. Die meisten Autofahrer sind in Niederösterreich falsch unterwegs. Um zehn Prozent mehr Geisterfahrer: 233 Mal musste im ersten Halbjahr 2005  vor Geisterfahrern gewarnt werden. Das ist Österreichweit ein Anstieg von zehn Prozent. Bild: ORF Online/APA.
> Zum ORF-Beitrag
> Ö3-Geisterfahrerstatistik


... und schon Ende Dezember 2004:

«Wien - Absoluter Geisterfahrerrekord in Österreich: Noch nie seit Beginn der Statistik gab es so viele Falschfahrer wie heuer, meldete der ORF-Radiosender Ö3 am Dienstag: Mit Stand 22. Dezember 2004 sind 538 Geisterfahrer gezählt worden, im bisherigen Rekordjahr 2002 waren es bis Jahresende 510.»

Ohne Zweifel macht ein Fahrzeuglenker einen Fehler, wenn er zum Geisterfahrer wird. Erstaunlich ist, dass sich anteilmässig aus solchen Situationen nicht mehr schwere Unfälle ereignen. Damit und mit der Feststellung, "solchen Autofahrern ist nicht zu helfen" ist aber das Thema bei weitem nicht erledigt, denn es gibt Situationen und Faktoren, die Verkehrtfahrten fördern. Diese müssen und können in vielen Fällen eruiert und lokalisiert werden. Dann ist es möglich, einen echten Beitrag zur Reduktion der Geisterfahrten zu leisten. Eine blosse Rundfunkstatistik genügt aber nicht. Es braucht eine systematische Erfassung nach bestimmten Kriterien (siehe Ziffer 1 unten).

Aus dieser Überzeugung heraus ist zum Beispiel im Handbuch «Autobahnpolizei», das vom Schweizerischen Polizeiinstitut herausgegeben worden ist, ein eigene Kapitel gewidmet und ist dies in der Autobahnpolizeikursen immer wieder ein Thema, nicht nur um zu lernen, wie man gegenüber Geisterfahren als Autobahnpolizizist reagiert!

Die gezielte Erfassung und Auswertung der Autobahnpolizei Zürich haben ergeben, dass

  1. Jede gemeldete Geisterfahrt ist von der Polizei exakt zu registrieren, zweckmässigerweise mit einem Formular, wie es zum Beispiel die Autobahnpolizei Zürich entworfen hat. Alle registrierten Fälle werden in einem Situationsplan eingetragen. Daraus lassen sich auffällige Häufungspunkte ermitteln, die in der Folge genau zu analysieren sind. Nicht selten lassensich daraus Mängel erkennen, sei es hinsichtlich Beschilderung, Markierung, Strassenführung oder auch Ablenkungspunkte.

  2. Rigoroses Verbot von Reklamen im Anschlussbereich, wo man von der Normalstrasse abbiegt, die am Beginn einer Einfahrt vom Schild "Autobahn" ablenken und übersehen lassen, dass man in eine richtungsgetrennte Strasse einfährt.

  3. Wer zum Beispiel bei der Einfahrt das Schild – z.B. wegen einer Ablenkung gemäss Ziffer 2 übersehen hat, erhält keinen Hinweis mehr, dass er auf eine richtungsgetrennte Fahrbahn einfährt. Dreht die Einfahrt um 180°, erkennt der Lenker, bei der durchgehenden Fahrbahn angekommen, dass er in der Geografie verkehrt ist (wir nannten diese "Geografiefahrer"). Zwar registriert er, dass aufgrund der Bodenmarkierung ein Linksabbiegen verboten ist. Glaubt er, sich auf einer Fahrbahn mit Gegenverkehr zu befinden, erkennt er die Gegenfahrbahn nicht (z.B. bei Nieveauunterschieden; siehe Bild links) und herrscht wenig Verkehr, schaut er, ob nicht gerade die Polizei in der Nähe ist, überfährt er die Sperrfläche und biegt links ab wie im Bild sichtbar. Eine mögliche Massnahme, solche Irrtümer zu verhindern, sind einige wenige Bodenpfeile auf der durchgehenden Fahrbahn vor der Einfahrt. Hier sind sie wichtiger als bei Tunnels, weil an diesen Stellen viel öfters das fatale Wendemanöver passiert.




  4. Die Beschilderung bei Anschlussstellen, namentlich bei grossflächigen Verzweigungen kann in die Irre führen. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Autofahrer ruft eines Tages den Schreibenden an und sagt: «Ich sage Ihnen natürlich nicht wie ich heisse. ich bin heute beim Anschluss X verkehrt in die Autobahn eingefahren. Ich glaube, an dieser Kreuzung stimmt irgend etwas nicht und verleitet, in die Ausfahrt einzufahren. Schauen Sie sich die Situation mal an.» Wir haben es getan und er hat recht gehabt. Es war eine sehr grossfläche, mehrstreifige Verzweigung. Ein Pfeilwegweiser stand in der Trenninsel zwischen Ein- und Ausfahrt, was dazu verleitet hat, vor diesem einfahren – in die Ausfahrt. Wir haben den Wegweiser an den gegenüberliegenden Fahrbahnrand versetzt und das Problem war behoben.

  5. Auch Fahrstreifentafeln (Überkopfschilder) in komplizierten, in Bogen verlaufenden Verzweigungsbauwerken können zu Falschfahrten führen. Einen solchen neuralgischen Punkt haben wir aufgrund der geführten Geisterfahrerkarte ermittelt, durch Umbeschilderung saniert und die Häufung war eliminiert.

  6. Auf zahlreiche Raststätten an Österreichs Autobahnen ist die Strassenführung derart kompliziert, dass sie verwirrt, in die falsche Richtung fahren lässt, und schon ist eine weitere Ursache für eine vermeidbare Falschfahrt vorhanden.
Oft sind es vermeintliche Kleinigkeiten und auf den ersten Blick unverständliche Fahrweisen, die Fahrzeuglenker auf die falsche Fahrbahn geraten lassen. In solchen Fällen ist die Reaktion «So fährt doch keiner» dennoch fehl am Platz. Eine sorgfältige und kompetente Analyse kann dann nicht selten helfen.

Wenn auf der Südautobahn eine auffällige Häufigkeit von Geisterfahrten registriert wird, dann ist die Schuld nicht allein dem Autofahrer zuzuschieben, sondern genau zu untersuchen, wo die kritische Ausgangspunkte und Stellen sind. Eine aufgeschlossene und unvoreingenommen Betrachtungsweise ist durchaus dazu geeignet, von Seiten des Betreibers der Autobahn schwere Unfälle zu vermeiden. Zu hundert Prozent lassen sie sich eben so wenig eliminieren, wie die Verkehrsunfälle an sich, aber eine Verminderung des Geisterfahrer-Risikos ist durch ein gezieltes Vorgehen möglich.

Meine Firma unterstützt die betroffenen Behörden und Stellen mit dem besonderen Know-how und vor allem der langjährigen Einsatzerfahrung auf Autobahnen – sowohl beim Bau wie beim Betrieb und der Überwachung – gerne bei der Bearbeitung von Geisterfahrerproblemen und -konzepten. Senden Sie uns einfach ein Mail

Weitere Informationen dazu:





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